Oft erleben wir gute, manchmal aber auch herausfordernde Tage. Wir beschäftigen uns mit unseren eigenen Empfindungen oder gehen durch den Tag, ohne groß darüber nachzudenken, weil es keine emotionalen Höhen oder Tiefen gibt. Doch während wir oft mit uns selbst beschäftigt sind, übersehen wir, welchen Einfluss unsere Anwesenheit, unser Dasein, ein liebes Wort oder ein Lächeln auf andere hat.
Etwas, das ich an meinen Freunden besonders schätze, ist, dass sie mich mit ihren Erzählungen oft zum Nachdenken anregen. So verdanke ich auch die Inspiration zu diesem Beitrag einem sehr lieben Menschen.
Vor einiger Zeit verbrachte ich einen Nachmittag mit meinem Herzensmenschen und ihren Töchtern auf Wiens Einkaufsstraßen. Als wir an dem Restaurant des Vaters eines guten Freundes vorbeikamen, wollte ich ihm ein Foto schicken, um ihm zu sagen, dass ich gerade an ihn dachte – und dann entdeckte ich ihn selbst im Lokal. Nicht nur, dass er mich sofort mit seiner herzlichen Art begrüßte, er stellte uns auch direkt seinem Vater vor, dem Besitzer dieses ausgezeichneten griechischen Restaurants. Sein Vater hatte eine so warme, liebenswürdige Ausstrahlung, dass man ihn selbst sofort ins Herz schließen musste.
Als wir uns verabschieden wollten, ließ er uns nicht gehen, ohne uns das Versprechen abzunehmen, nach dem Einkaufen zum Essen vorbeizukommen. Und so kehrten wir tatsächlich Stunden später noch einmal ein – eigentlich mit dem Gedanken, die Einladung höflich auf ein anderes Mal zu verschieben, wir waren durchgefroren und erschöpft von dem langen Tag. Mein Freund war inzwischen schon fort, doch sein Vater bestand darauf, dass wir zumindest schnell etwas essen, bevor wir gingen. Er füllte unseren Tisch mit köstlichen Speisen, die wir gar nicht bestellt hatten. Seine Gastfreundlichkeit und Kreativität in der Auswahl der Gerichte standen für ihn über allem – und er behandelte uns einfach nur großartig. Bezahlen durften wir natürlich nicht, was mir angesichts der Fülle an Speisen schon unangenehm war.
Ich habe mich so über diese warmherzige Geste gefreut, dass ich bis heute oft daran denke, wie jemand so selbstlos, so voller Herzlichkeit strahlen kann – ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Am liebsten hätte ich ihn umarmt und ihm einfach nur gedankt. Danke dafür, dass du heute so viel Wärme in den Raum gebracht hast! Es war ein Gefühl, das man einfach gespürt hat, ohne viele Worte darüber verlieren zu müssen.
Später schrieb ich meinem Freund eine Nachricht und erzählte ihm, welch wunderbarer Mensch sein Vater ist, wie willkommen wir uns bei ihm gefühlt haben und wie herzlich er uns empfangen und bewirtet hat. Was mein Freund mir darauf antwortete, hat mich zutiefst berührt: Er erzählte mir, dass die Schwester seines Vaters an diesem Tag verstorben war und es ihm sehr schlecht ging. Und doch sagte er mir, dass ich seinem Vater den Tag gerettet hätte, weil ich hereingeschneit war und mit meiner Energie Licht in seinen dunklen Moment gebracht hatte.
Ich war perplex. Nie im Leben hätte ich an ein solches Szenario gedacht – nicht bei der Wärme, nicht bei dem freundlichen Empfang, nicht bei dem netten Lächeln, das er uns geschenkt hatte. Und doch hatte er all das besonders an diesem Tag selbst vielleicht am meisten gebraucht. Wir hatten zu danken, und in Wahrheit war es ein Geben und Nehmen, ohne es zu wissen.
Das brachte mich zu folgenden Gedanken:
Wie wundervoll ist es, dass wir – oft ohne es zu wissen oder bewusst zu steuern – etwas Positives bei jemandem hinterlassen können? Sogar bei Menschen, die wir nicht kennen, mit denen wir keine enge Verbindung oder Freundschaft pflegen.
Wie wertvoll ist es, dass wir vielleicht nur für eine Minute oder eine Stunde ein Licht für jemanden sein können, der gerade eines braucht, weil sein eigenes inneres Strahlen schwächer geworden ist oder sogar kurzfristig erloschen scheint?
Wie schön ist es, dass wir manchmal etwas geben können, ohne es zu wissen – dass unser bloßes Dasein genügt, um jemandem einen Moment der Erleichterung oder Freude zu schenken?
Oft sind wir uns gar nicht bewusst, welche Kraft und welches Potenzial wir in uns tragen. Nicht alles lässt sich in Geld oder in Erfolgsquoten messen. Manchmal ist das größte Geschenk, das wir machen können, ein Lächeln, eine liebevolle Geste, Hoffnung oder Trost. Manchmal beschenken wir jemand anderen – und sind am Ende selbst derjenige, der Beschenkte, der etwas Wertvolles erhält.
Das Leben ist ein Fluss aus unzähligen Energien – unserer eigenen und der anderen. Und manchmal treffen zwei Energien aufeinander, und eine kann die andere wieder auffüllen. Manchmal spüren wir, dass jemand bei uns auftankt, oft wissen wir es jedoch gar nicht.
Auch ich habe schwere Tage und schwierige Momente. Und immer wieder freue ich mich, wenn jemand oder etwas mich daraus herausholt, mich für einen Moment auf eine andere Welle hebt – durch ein liebes Wort, ein herzliches Lächeln oder einfach nur durch seine bloße Anwesenheit.
So oft wissen Menschen gar nicht, welche Bedeutung sie füreinander haben.
Sei jeden Tag ein Licht für jemand anderen. Und selbst wenn es dir nicht bewusst ist, kann es doch sein, dass es für jemand anderen die Welt bedeutet, dass du gerade für ihn strahlst.
Sei freundlich zu den Menschen – keiner weiß, welche Last sie heute tragen.
Bemühe dich, geduldig und mitfühlend zu sein – denn vielleicht wirst du morgen derjenige sein, der sich nach Verständnis und Freundlichkeit sehnt, nach einem Licht, das für ihn leuchtet.